Bad Kissingen, 24. Juli 2013
Auf einmal hat der Tag ein Ziel
Bezirksrätin Zimmermann besucht Werkstätten der Lebenshilfe in Nüdlingen
Die Nüdlinger Werkstätten bearbeiten Aufträge aus der Freien Wirtschaft und aus ganz Deutschland. Die Einrichtung entwickelte sich zu einem sehr gefragten Lieferanten. Alle Beschäftigten legen Wert auf Verlässlichkeit und Qualität. Jeder Auftrag wird von den eigenen Technikern analysiert, didaktisch aufbereitet, in Arbeitsgänge zerlegt und simplifiziert
An einem Sommertag die Lebenshilfe Werkstätten in Nüdlingen zu besuchen, macht richtig Spaß. Im Innenhof ein Kommen und Gehen, Schatten und Wasser, Pflaster und Taglilien, die Gespräche laufen hin und her. Eine Schulklasse kommt schnell mal vorbei. Es gibt Cola und selbstgebackenen Kuchen aus der eigenen Küche des Café Luna. Dass das hier ein ganz normales Café ist und alle Mitarbeiter Bestleistungen vollbringen, merkt man schnell.
Es war der Wunsch von Bezirksrätin Adelheid Zimmermann, die Werkstätten kennenzulernen. Schließlich zahlt der Bezirk Unterfranken einen großen Teil der Betriebsleistungen für die Menschen in Werkstätten. Herr Denninger stellte seinen „Betrieb“ vor.
Die Behindertenwerkstätten wurden 1990 gegründet und wachsen ständig weiter. Zur Zeit finden fast 240 Behinderte hier Arbeit, die Mitarbeiterzahl ist auf 65 angestiegen. Das Café fasst 100 Sitzplätze und ist Kommunikationszentrum für Gäste, Beschäftigte und Behinderte.
Die Werkstätten bearbeiten Aufträge aus der Freien Wirtschaft und aus ganz Deutschland. Die Nüdlinger Werkstatt hat sich laut Denninger zu einem sehr gefragten Lieferanten (A-Lieferant) entwickelt. Alle Beschäftigten legen Wert auf Verlässlichkeit und Qualität. Jeder Auftrag wird von den eigenen Technikern analysiert, didaktisch aufbereitet, in Arbeitsgänge zerlegt und simplifiziert. Am Ende soll ein sehr gutes Teilprodukt stehen, das der Arbeitgeber schätzt: Motoren, Batteriegehäuse mit eingeklebten Batterien, Stoßstangen, Gehäuse für verschiedenste Materialien. Die Werkstätten beobachten den Markt und wollen auch bei der Robotertechnologie mitmachen. Außer der Technikabteilung gibt es die Schreinerei, den Laden, das Café, die Grüne Truppe mit Landschaftsbau.
Die Behinderten werden nach ärztlichem Gutachten eingesetzt. Die Behinderten erhalten eine Bezahlung. Die Werkstätten werden vom Bezirk nach Pflegesatzverhandlungen bezahlt. Jeder Fall wird einzeln abgestimmt. Der Bezirk Unterfranken bezahlt nicht pauschal. Zu den Verhandlungen sitzen dann auch das Arbeitsamt und die Rentenversicherungstäger mit am Tisch. Je nach Grad der Behinderung haben die Arbeitsgruppen einen unterschiedlichen Personalschlüssel. Danach richtet sich dann die Bezahlung des Bezirks Unterfranken. Auch Schwerstbehinderte kommen in die Räume der Wertstätten und haben dort Betreuung und Tagesstruktur.
Überhaupt liegt der Wert der Werkstätten vor allem darin, dass der Behinderte mit seiner Hände Arbeit etwas leisten kann. Er kommt aus der Familienumgebung heraus und muss sich bewähren. Der Tag hat auf einmal ein Ziel.
Besonders stolz ist der Leiter der Lebenshilfe in Nüdlingen, Herr Denninger, dass der Masterstudiengang Wirtschaft im Lehrgang „Wertorientiertes Führen“ den Nüdlinger Werkstätten einen Besuch abgestattet hat.
Am Ende ein Kompliment für eine sehr gut geführte Einrichtung, die sehr viel Entwicklungspotential hat. Der Bezirk Unterfranken, so Zimmermann, legt Wert darauf, dass Einrichtungen für Behindertenarbeit in Unterfranken möglichst gleichmäßig verteilt sind, damit die Behinderten und ihre Familien, die Werkstätten auch erreichen können.
Ein Ziel des Bezirks Unterfranken ist es, Behinderte auch auf dem Freien Arbeitsmarkt unterzubringen. Mit diesem Ziel liegt Unterfranken, so Zimmermann, an vorderster Stelle in Bayern.
Für die Wirtschaft ist die Situation mit den Werkstätten bestechend. Die Werkstätten sind Dienstleister und liefern ein sehr gutes Produkt ab. Die Wirtschaft hat damit ihre Behindertenquote erfüllt. Was damit nicht erfüllt wird, ist der Gedanke der Inklusion. Aber zumindest hier, in den Werstätten, können die Besucher im Café dazu beitragen, dass Behinderte und Nichtbehinderte gemeinsam kommunizieren.